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Folgerungen

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß sich Fluoresceindiacetat (FDA) unter bestimmten Bedingungen hervorragend für die Differenzierung von toten und lebenden Oberflächenmycelien und Strängen holzzerstörender Gebäudepilze eignet. Gestützt werden diese Ergebnisse durch Untersuchungen von lebenden und toten Hyphen mit dem Phasenkontrastmikroskop, dem CLSM und dem EM. Alle drei Verfahren zeigten unabhängig von der Fluoreszenz des Fluoresceins die gleichen Vitalitätsmerkmale: Intakter Plasmaschlauch und "Vakuolenstruktur". Beide Lichtmikroskopischen Verfahren zeigen als weiteren Vitalitätsnachweis häufig Plasmaströmung. Tote Hyphen kennzeichnet ein zusammengezogener Plasmarest, der meist nicht mehr der Zellwand anliegt, und eine zusammengedrückte Zellwand (Grundhyphen) oder auch sehr dicke Zellwände fast ohne Lumen (Faserhyphen). Zu beachten ist jedoch bei Untersuchungen mit FDA der pH-Wert (pH 5), da es sonst zu Fehlinterpretationen kommen kann.

Es hat sich gezeigt, daß sich alle sieben untersuchten Arten in der gleichen Weise mit dem Vitalfluorochrom FDA färben lassen. Auch innerhalb der fünf S. lacrymans-Stämme und der frischen Isolation in Kultur zeigten sich keine Unterschiede. Ein Nachteil der Untersuchung mit FDA ist es, daß die Untersuchungen im Holz an ihre Grenzen zu stoßen scheinen und daß auch für den Praxiseinsatz ein teures Fluoreszenzmikroskop mit richtigen Filtern benötigt wird.

Die verschiedenen Proben aus den Gebäuden konnten klar in "tot" und "lebend" (vital) eingeteilt werden. Hierbei zeigte sich, daß oberflächliches Luftmycel sehr schnell abstirbt, wenn es auch nur leichter Zugluft ausgesetzt wird. Wenige Tage nach Beginn systematischer Querlüftung konnte kein lebendes freiliegendes Oberflächenmycel mehr nachgewiesen werden, abgesehen vielleicht von Hyphen der Fruchtkörper. Die Stränge des Echten Hausschwammes bleiben dagegen länger am Leben. Allerdings war der Anteil lebender Hyphen in den differenzierten älteren Strängen sehr klein, da sich diese - ausgewachsen - aus Faser- und Gefäßhyphen zusammensetzten, die - fertig entwickelt - immer abgestorben sind. Die Grundhyphen in den Strängen blieben länger am Leben. Bei Vitalitätsuntersuchungen müssen also besonders die Stränge betrachtet werden und hier wiederum sollten möglichst verborgene Stränge Berücksichtigung finden.

Es scheint zweifelhaft, daß eine einzelne Hyphe von S. lacrymans im Verband viel länger als zwei bis vier Monate lebt. Vielmehr könnte es so sein, daß durch ständiges Wachstum immer neue Hyphen gebildet werden und ältere absterben. So ist in älteren Strangmycelien (ca. 2 - 4 Monate alt) aus Gebäuden der Anteil toter Grundhyphen sehr hoch. Dies war auch dann so, wenn noch kein Fremdbefall aufgetreten, keine Zugluft entlanggestrichen und ausreichend Feuchtigkeit vorhanden war, also bei optimalen Bedingungen (vgl. Abschnitt 1.3 und den Befall der Seestraße, Abschnitt 3.2.3). Möglicherweise gibt es neben massiven Befällen auch periodische mit S. lacrymans, die aufgrund der kurzen Lebenszeit der Oberflächenmycelien nicht zu jeder Zeit als vital diagnostiziert werden können, da zwischenzeitlich Ruhephasen eintreten, in denen zumindest die oberflächlichen Hyphen tot (eventuell auch stoffwechselinaktiv) sind. Sporen des Echten Hausschwammes können ihren Stoffwechsel ruhen lassen und sind dann mit FDA nicht als lebend nachweisbar.

Ein weiteres Problem ergibt sich, wenn nach einer Sanierung die Vitalität von verbliebenen Restmycelien bestimmt werden soll. Hierbei muß davon ausgegangen werden, daß jene Oberflächenmycelien, die nach dem oben gesagten bevorzugt berücksichtigt werden sollten, nicht mehr vorhanden oder höchstwahrscheinlich abgestorben sind (s. Abschnitt 1.4). Deshalb müssen Holzproben untersucht werden, da Mycel im Holz unter ungünstigen Bedingungen (z. B. Trockenheit) nach Theden (1974) länger überdauern kann als Oberflächenmycelien.

Die überprüften Schnelltests erwiesen sich durchweg als nicht zuverlässig. Methylenblau färbt einige lebende Hyphen und nur einen Teil der toten Hyphen, eine Differenzierung scheint nicht möglich. Der "Oxalsäure-Test" prüft sehr kurzlebige Luftmycelien und schlägt auch nur dann an, wenn die Hyphen kräftig wachsen, nicht jedoch bei schlecht wachsenden Hyphen, bei denen es aber besonders wichtig wäre.

Der INT-Test ist makroskopisch mit dem Oxalsäurenachweis vergleichbar, wenn auch wahrscheinlich etwas besser in der Differenzierung, da die Inkubationszeit verlängert werden kann. Ein Nachteil ist, daß INT auch auf Schimmelpilze anspricht. Der große Vorteil des INT-Tests besteht darin, daß die Proben anschließend mikroskopisch untersucht werden können. So können die einzelnen Hyphen verläßlich angesprochen werden. Damit ist dieser Test aber kein "Schnelltest" mehr.

Am Ende bleibt festzuhalten, daß ein Test, wie ihn Gutachter wünschen, kaum zu verwirklichen sein wird. Ein wie auch immer gearteter Test mit Farbumschlag müßte folgendes in sich vereinigen: Er müßte

  1. hoch sensitiv sein, um auf sehr wenige lebende Hyphen anzusprechen.
  2. hoch selektiv sein, damit nicht auch Schimmelpilze erfaßt werden.
  3. sehr schnell, kostengünstig und im Gebäude einsetzbar sein.
  4. an Holzanschnitten einsetzbar sein, da hier die Hyphen am längsten vital bleiben.
  5. unempfindlich gegen Holzanstriche und Schutzmittel sein.

Das gefundene Verfahren mit FDA war im Vergleich die beste hier untersuchte Methode, auf deren Basis weitere Verfahren entwickelt werden können.

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Autor: T. Huckfeldt

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