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Praktische Schlußfolgerungen der FDA-Untersuchungen

Nach dem oben Diskutierten scheint es möglich, daß Befälle von Echtem Haus- und Kellerschwamm sozusagen periodisch auftreten. Die Ruhephase könnte durch eine Heizperiode (besonders in Erd- und Kellergeschossen, z. B. Ostfrieslandstraße) ausgelöst oder gerade in dieser Phase unterbrochen werden, wenn sich im Winter die Luftfeuchtigkeit an den Außenwänden von innen vor den Balkenköpfen niederschlägt (s. Abschnitt 1.3). Das würde zu einem langsamen Wachstum und entsprechender Zerstörung über Jahre führen, wie es sich häufig an Balkenköpfen darstellt (vermutlich sind Karolinenstraße B und Markstraße derartige Fälle, was unter anderem das Fehlen lebender Hyphen erklären würde, siehe Abb. 4 des Abschnittes 3.2.3). Solche Befälle als "lebend" nachzuweisen, dürfte schwer sein, da Sanierungen zumeist nicht im Winter durchgeführt werden. Im "Sommer" würden sie wohl stets als abgestorben diagnostiziert werden. Bei Untersuchungen der Vitalität solcher "periodischer" Befälle sollten also die Jahreszeiten und die Witterungsverhältnisse mit beachtet werden. Inwiefern derartige Befälle vorkommen und ob die weitere Zerstörung auf einem Wiederbefall oder auf schlichtem Weiterwachstum beruht, konnte nicht geklärt werden. Untersuchungen von Balkenköpfen am Winterende und im Frühling wären hierfür notwendig.

Nach den Ergebnissen aus den Gebäudeuntersuchungen müssen zu Zwecken der Vitalitätsansprache Proben von holzzerstörenden Pilzen möglichst von verborgen liegenden oder aus Mauerspalten wachsenden Strängen entnommen werden (siehe Probe 1 vom Knabeweg und 8, 14 (Bild, 63 KB), 17 (Bild, 58 KB), 22 - 23 der Ostfrieslandstraße in Abb. 3 und Abb. 6). In Frage kommen außerdem Proben von frischem Zuwachs von Fruchtkörpern (s. Abb. 22 (Bild, 25 KB)) und in trockneren Gebäuden von möglichst feuchten Stellen (z. B. die Probe 14 in der Ostfrieslandstraße, siehe Abb. 6). Keinen Sinn macht es, alte Fruchtkörper (s. Abb. 23), Zwischenmycel und Luftmycel (die beim Aufnehmen leise knistern, so z. B. die Proben 3 – 5 im Knabeweg (siehe Abb. 3) und Proben 2 – 7 der Ostfrieslandstraße sowie Abb. 27) zu untersuchen. Derartiges Material erwies sich bei allen untersuchten Proben als tot. Zu beachten ist jedoch, daß es an alten Fruchtkörpern zu neuem Zuwachs kommen kann (Jennings et al. 1991).

Ebenfalls aussichtslos sind Untersuchungen zur Vitalität in Gebäuden, in denen die befallenen Hölzer frei und trocken liegen und wo tagelang quergelüftet wurde. Eine Vitalitätsuntersuchung kommt in so einem Fall zu spät (s. Abb. 4 im Abschnitt 3.2.3). In einem Fall wie der Seestraße, wo (wie auf der Abb. 5 und 22 sichtbar) ein m assives Mycelium mit frischer Zuwachskante sichtbar und frischer Pilzgeruch wahrnehmbar war, bedarf es dagegen keiner Vitalitätsuntersuchung. Vielleicht besteht sogar die Möglichkeit, per "Geruchsdetektor" Befälle mit Hausschwämmen als vital zu erkennen, denn bei den drei lebenden Befällen war stets ein frischer Geruch wahrnehmbar. Als Bestimmungsmerkmal wurde der "Schwammduft" von Bavendamm (1936) herangezogen.

Direkt nach einer Sanierung müssen Holzbohrkerne untersucht werden, da mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden kann, daß Oberflächenmycelien abgestorben sind. Es ist aber zu bedenken, daß in den vorgelegten Untersuchungen mit FDA ein Vitalitätsnachweis im Holz nicht immer gelang.

Zuwachszonen (s. Abb. 24 (Bild, 79 KB)) fallen nach einiger Zeit, wenn sie auf keine weiteren geeigneten Hölzer gestoßen sind, in sich zusammen und sind dann abgestorben und mehr oder minder flach (s. Abb. 27). Der Anteil toter Hyphen steigt kontinuierlich mit der Entfernung zur Wachstumsfront.

Vielleicht können Schwammbefälle nach weiteren Untersuchungen sicherer in drei verschiedene Klassen unterteilt werden. Die beiden unterschiedlich langwierigen periodische n Befälle im "Sommer" (s. Abb. 4) und "Winter" (s. Abb. 5) und drittens der "Massivbefall" nach Fehlern bei Bau, Umbau oder Modernisierung (wie z. B. in der Seestraße, wo innerhalb von Jahresfrist schwere Eichendielungen zerfielen, siehe Abb. 6 und 24).

Es bleibt zu bedenken, daß die Basis für die Ergebnisse der hier vorgelegten Untersuchungen begrenzt ist: Sie stützen sich auf Proben aus acht Gebäuden, von denen wiederum nur drei einen noch lebenden Befall aufwiesen. Daher sollten die in dieser Arbeit erzielten Ergebnisse in einer folgenden, speziell darauf abgestimmten Arbeit weiter untermauert werden. Ebenso sollte versucht werden, den Vitalitätsnachweis mit FDA im Holz zu verbessern. So könnten die hier aufgestellten Hypothese gefestigt, modifiziert oder aber verworfen werden.

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Autor: T. Huckfeldt

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