Echter Hausschwamm - Serpula lacrymans
Gesundheitsgefährdung durch holzzerstörende Pilze
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Hierbei müssen drei Gefährdungskategorien unterschieden werden:
1. Gefährdung durch die Beeinträchtigung der statischen Konstruktion - Einsturz (Bild, 25 KB).
2. Gefährdung, die von dem Mycel der holzzerstörenden Pilze ausgeht - mögliche Allergien.
3. Gefährdung durch sekundär entstehende Schimmelpilze.
Zu 1: Die Gefahr, die durch einstürzende Wände und Decken hervorgerufen wird, ist jedem einsichtig. Deshalb sind Gebäudegutachter bei akuter Gefahr berechtigt, Gebäude oder Gebäudeteile polizeilich sperren zu lassen. Im Einzelfall kann das sehr unangenehm für Betroffene sein, wenn sie die folgenden Nächte unerwartet im Hotel verbringen müssen. Derartige Maßnahmen müssen jedoch nur selten ergriffen werden. Allerdings müssen für eine Sanierung meist Gebäude oder Gebäudeteile geräumt werden.
Zu 2: Die Mycelien und Fruchtkörper (Bild, 50 KB) des Hausschwammes sind nach derzeitigem Kenntnisstand als harmlos zu bezeichnen. Die frischen Fruchtkörper und Mycelien riechen angenehm nach frischen Champignons (Bild, 34 KB) (Agaricus spec.) und sollen nach FALCK (1908) essbar sein (wird nicht empfohlen). Nur von den z. T. sehr reichlich auftretenden Sporen könnte eine gesundheitliche Beeinträchtigung ausgehen. Möglicherweise reagieren einige Personen auf die Sporen allergisch. Allergien gegen Hausschwammsporen, wie sie in der Speisepilz-Zucht z. B. für die Sporen des Austern-Seitlings (Pleurotus ostreatus) nachgewiesen worden sind (z. B. STEINECK 1990), sind auch für den Hausschwamm gezeigt worden (BRYANT and ROGERS 1991). Dabei wurden im Blut von Patienten spezifische IgE (Immunglobulin der Klasse E) and IgG (Immunglobulin der Klasse G) nachgewiesen (O´BRIEN et al. 1978). Hierzu ist allerdings zu bemerken: Wenn die Sporen "fingerdick" (Bild,35 KB) im Gebäude liegen, geht die eigentliche Gefährdung nicht von Sporen aus, sondern von einstürzgefährdeten Decken- oder Bodenteilen. Denn finden sich Fruchtkörper, die die Sporen bilden, ist dies ein sicheres Zeichen dafür, dass schon eine massive Holzzerstörung stattgefunden hat (GROSSER 1985).
Zu 3: Die Fruchtkörper holzzerstörender Pilze sind protein- und wasserreich - ein idealer Nährboden für Schimmelpilze (Bild, 22 KB). Auf alten Fruchtkörpern (Bild, 40 KB) des Hausschwammes wurden unter anderem folgende Schimmelpilzgattungen festgestellt: Absidia, Alternaria, Aspergillus, Botrytis, Citromyces, Cladosporium, Fusarium, Gliocladium, Mucor, Penicillium, Rhizopus, Scopulariopsis, Verticillium (KREMPL-LAMPRECHT 1961). Das heißt, alte und absterbende Fruchtkörper und Mycelteile werden ähnlich wie altes Gemüse von verschiedensten Schimmelpilzen befallen. Die verschiedenen farbigen Rasen der Schimmelpilze sind die Bildungsstätten der Sporen und somit Ausgangspunkt für neue Schimmelpilzbefälle (Bild, 48 KB).
Von Schimmelpilzen befallene Mycelien holzzerstörender Pilze riechen unangenehm. Schimmelpilze können bekannte Gesundheitsgefährdungen und Beschwerden verursachen, wie Allergien, Unwohlsein sowie Kopfschmerzen, und im schlimmsten Fall können sich Mykosen bilden. [Unterschiedlich umfangreiche Darstellung der von Schimmelpilzen ausgehenden Gefahren und ihrer Vermeidung finden sich unter anderem in REIß (1998), MÜCKE & LEMMEN (1999), LOTZ & HAMMACHER (2001) und HANKAMMER (2003).] Grundsätzlich gilt: In Gebäuden, in denen holzzerstörende Pilze wachsen können, ist davon auszugehen, dass auch Schimmelpilze wachsen werden. Dies bedeutet, dass an einigen Stellen des Gebäudes die Feuchtigkeit zu groß ist (KLOPFER & ZIMMERMANN 1976). Die Ursachen hierfür können mannigfaltig sein: verschiedenste Defekte an Installationen, am Dach oder an der Kellerabdichtung, aber auch Baufehler (RUHE 1996, SCHULZE 1998), ungenügendes Informationen für Mieter nach Modernisierungen u. a. (KLOPFER & SCHÜTTE 1996 und HANKAMMER & LORENZ 2003) oder mangelndes Lüften. Die Stiftung Warentest hat das Problem und die davon ausgehenden Gefahren kompakt und gut verständlich zusammengefasst (ANONYMUS 2001). Allerdings ist der Umkehrschluss nicht möglich: nicht überall dort, wo Schimmelpilze (Bild, 36 KB) wachsen und sich Holzkonstruktionen (Bild, 39 KB) befinden, wachsen zwingend auch holzzerstörende Pilze. - weiter
Autor: T. Huckfeldt
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